Mein Tagebuch zur Färöer Expedition!

von Florian Hitzner, DN2RMC

 

Ich bin 13 Jahre alt und gehe diesen Sommer zum ersten mal so richtig auf große Reise. Unser Urlaub geht zu den Färöer Inseln. Die Teilnehmer an dieser Fahrt sind Heiko Mann, mein Vater Thomas Hitzner und ich. Heiko und Vater möchten dort funken. Um auf die Inseln zu kommen fahren wir mit dem Auto etwa 1400 km bis nach Dänemark. Von dort aus müssen wir noch 36 Stunden mit der Fähre übers Meer fahren. In Torshavn angekommen sind es dann nur noch ca. 50 km bis nach Gjogv, einen kleinem Ort im Norden der Insel Esturoy. Dort wollen wir in einer Jugendherberge ca. 10 Tage bleiben.

27.08.04

Wir sind um 9:50 Uhr von Reischach/Oberbayern gestartet. Heute möchten wir Heiko, DL1RTL abholen. Während der 650 km langen Fahrt nach Ludwigsfelde vertreibe ich mir die Zeit mit PC spielen oder essen. Nach 2 Stunden unterwegs stecken im Stau. Aber nach 25 min. geht es weiter. Um 16:00 Uhr sind wir in Ludwigsfelde angekommen. Dort haben wir die Technik vom Heiko mit ins Auto gepackt. Nun ist alles komplett. Morgen wollen wir um 05:00 Uhr los nach Hanstholm/Dänemark.

28.08.04

Wir sind wirklich um 05:00 Uhr gestartet. Der erste Teil der Strecke bis nach Kiel ging sehr schnell. Da wir viel Zeit gewonnen hatten, besuchten wir

Heiko und Flo am Hafen

kurzerhand Andre, DL8LAS. Er spendierte uns ein Frühstück und wir durften seine super Station begutachten. Danach ging es weiter Richtung Hanstholm. In Dänemark ging es auf der Autobahn nicht mehr so schnell, dort darf man nur maximal 130 km/h fahren.

Kurz vor dem Ziel haben wir uns verirrt und haben einen kleinen Umweg in Kauf nehmen müssen. Trotzdem sind wir schon 16:30 Uhr am Hafen (JO47HC) angekommen. Die Fähre fährt erst um 20:00 Uhr los, so das wir erst noch den Ort besichtigen können. Der Wellengang vom Meer ist enorm. Das 2m Amateurfunkrelais OZ9RES kommt auf 145.7375 MHz am Handy ausgezeichnet an. Wann wir das nächste mal Internetzugang haben werden, wissen wir noch nicht. Leider hatte die Fähre Verspätung, sie legte erst um 19.00 Uhr an. Dann ging die große Klappe auf und es kamen PKW's, Wohnmobile, LKW's und Motorräder raus, das wollte einfach kein Ende nehmen. Als dann doch alle raus waren, durften wir rein. Um 23.00 Uhr war dann auch der letzte LKW drin. Ein kleines Problem gab es noch, eine Klappe hing fest am Boden, da mußte ein Gabelstapler helfen. Wir legten um halb zwölf ab.

29.08.04

Gestern abend haben wir noch einen Rundgang gemacht und das Schiff erkundet. Es ist wirklich ziemlich groß. Es gibt hier 4 Aufzüge, wie im Hotel. Heute gegen 09.00 Uhr sind wir aufgestanden. Ich habe ganz gut geschlafen, wir haben eine 9-Mann-Kabine, 3 Liegen übereinander. Mit meinem Vater Tom war ich nach dem Frühstück baden, im Swimmingpool der Fähre. Die Wellen gibt es automatisch, weil das Schiff doch ganz schön schwankt. Mein Vater ließ sich die Formel 1 im Fernsehen nicht entgehen. Wir schauten mit unserem Laptop Fluch der Karibik von DVD, einige Kinder hinter uns schauten mit zu.

Um 19.00 fuhren wir an den Shettland-Inseln vorbei (links im Bild zu sehen), jetzt sind es nur noch 300 km bis Färöer.
Das Frühstück kostet hier übrigens 85 DKK, da kann man sich aber am Buffet genug holen und sich satt essen.
Im Fernsehen sehen wir gerade einen Film mit Julia Roberts in Englisch und dänischen Untertiteln. Naja so lange bleiben wir heute nicht auf, wir werden bald schlafen gehen.

30.08.2004

 

Wir sind heute um 05:30 Uhr (Ortszeit) in Torshavn angekommen. Die Hauptstadt dieser Inseln ist nicht größer als Burghausen. Wir haben schnell den Weg in Richtung Gjogv gefunden und fahren die alte Bergstraße entlang. Gjogv liegt an der nordöstlichen Seite der Insel Eysturoy. Uns begegnen nur Schafe, die überall weiden und selten kommt ein Fahrzeug entgegen. Überall gibt es nur Graslandschaft ohne Bäume. Nach einer Stunde Fahrt kommen wir in der Jugendherberge an. Bisher hat es nur ganz wenig während der Fahrt geregnet. Nun kommt sogar etwas die Sonne heraus und es ist fast windstill.

Heiko und mein Vater bauen gleich die Antennen auf dem jetzt nicht benutzten Campingplatz auf und fangen an zu funken. Ich erkunde den Ort, den Bach, der an der Jugendherberge vorbei fließt und den Fernseher. Ich kann RTL und PRO7 und all die Sender sehen, die auch in Deutschland zu empfangen sind. Die Herberge ist wirklich super. Der Besitzer ist sehr freundlich und ich kann mich mit ihm in Englisch und Deutsch unterhalten. Aber er kann deutsch so gut, wie ich Englisch kann. Trotzdem macht es Spaß. Mein Vater hat schon mit Hartmut, DM5TI und anderen Bekannten bei uns zu Hause gefunkt. Das hat ihn gefreut. Ansonsten sind die Funkausbreitungen nicht gerade gut. Wir sind fast 2000 km von zu Hause entfernt.

31.08.04

Heute ist das Wetter ausgezeichnet. Sonnenschein und wolkenloser Himmel. Mein Vater sonnte sich vor der Jugendherberge. Bis 14:00 Uhr sind wir wandern gegangen. Wir haben den Naturhafen von Gjogv besucht und sind auf den nächsten Berg gestiegen. Die Aussicht ist riesig. Wir beobachteten die Nester der Möwen und die Schafe. Fast am Gipfel des Berges finden wir eine kleine Hütte als Notunterkunft für Wanderer. Die brauchen wir aber heute auf keinen Fall. Während unserer Wanderung war Heiko fleißig und hat viel gefunkt. Die Ausbreitungsbedingungen sind immer noch sehr schlecht, aber es kommt Station um Station dazu. Zusammen haben die beiden bis jetzt mit ca. 450 anderen Funkamateuren gefunkt. Vorhin bin ich beim spielen in den Bach gefallen. Die Hose bis zu den Knien ist naß. Bei dem Wetter trocknet das aber schnell wieder.

03.09.04

Ich war die letzten Tage viel unterwegs, deshalb geht es erst heute weiter. Ich war mit meinem Vater auf der Insel unterwegs, weil er einen Standort sucht, um über den Mond zu funken. Wenn man hier rum fährt, sieht man ständig Schafe an und auf der Straße. Wir waren auch einkaufen, der nächste Supermarkt ist 25km von unserem Dorf entfernt, der ist in Oyrarbakki an der einzigen Brücke, die die beiden Inseln Streymoy und Eysturoy verbindet. Wir fahren dazu durch einen Tunnel, der ist 2,5 km lang und ohne Beleuchtung. Mein Englisch wird auch immer besser, das kann ich hier gut anwenden, hier verstehen fast alle englisch.

Mein Vater und Heiko haben zusammen schon über 3000 Verbindungen gemacht und freuen sich darüber.

Gestern waren wir bei einem Wasserfall in der Nähe von Langasandur, der war super, da könnte man sich fast drunter stellen. Weiter ging es dann in ein abgelegenes Dorf, es heißt Tjornuvik und liegt in einer Bucht mit einem richtigen Sandstrand. Aber baden kann man nicht, das Wasser ist hier das ganze Jahr so zwischen 8 und 12 Grad kalt. Hier kann man alte Wikingergräber finden.

Seit heute früh tobt ein starker Sturm, die Antennen haben wir im Sturm und bei Regen teilweise abgebaut, weil sie schon langsam kaputt gingen. Jetzt müssen die beiden nur mit kleineren Antennen funken, hoffentlich hört der Sturm noch auf. Die Vertical sieht aus wie eine 1, das obere Teil hängt nur noch am Draht. Außerdem ist mein City-Roller weg.

5. September

Meinen City-Roller habe ich wiedergefunden, unser Herbergswirt Eirik hat ihn entdeckt, hier waren letztens viele Gäste und auch viele Kinder, denn Eirik ist der neue Eigentümer und hat so zu sagen eine Eröffnungsparty gefeiert. Ich habe gleich mal ein Bild von ihm, er ist sehr nett und ich kann mit ihm englisch sprechen, er lernt gerade deutsch.

Heiko und mein Vater Tom haben die Antennen wieder repariert, bis auf den Spiderbeam, der ist jetzt nur noch ein Multi-Dipol. Die große Endstufe mußte auch schon repariert werden, jetzt kommt auf 20m wieder Leistung raus.

Hier seht ihr mich mal, kurz vor dem Einschlafen. Nur damit ihr seht, daß ich auch mal lese.

Dann habe ich noch zwei Bilder von unserer Jugendherberge. Das hier ist der Fernsehraum.

Und so sieht es in der oberen Etage aus.

Hier habe ich noch einige schöne Bilder für euch rausgesucht:

Das ist in unserem Dorf Gjogv

Hier ein typisches Bild, Schafe

Der Blick auf unser Nachbardorf Funningur

Auf den Weg nach Kvivik sahen wir viele Angler

9. September

Heute ist unser letzter Tag, am nachmittag bauen wir die Antennen ab, denn morgen früh geht um 08.00 die Fähre. Aber ich habe noch einige schöne Bilder für euch.

Ich war mit meinem Vater unterwegs, das Wetter war wieder sehr schön, da konnte ich mit den Füßen sogar ins Wasser. Das Wasser ist hier schön klar, wie im Bild gut zu sehen.

Und ich durfte die letzten Nächte im Dachgeschoss schlafen.

Dann hatte ich noch eine Super Idee, ich bin mit meinem City-Roller die Straße Richtung Funningur runtergefahren. Hier kommt so gut wie kein Auto, da habe ich die ganze Straße für mich. Der kleine Punkt am Ende der Straße, das bin ich. Die Schafe haben etwas blöd geguckt.

Einen City-Roller haben wir in der Herberge gefunden. Mit dem muß schon mal einer runtergefahren sein.

Ich schätze wenn man nicht bremst, kommt man so auf 50 kmh, das ist mir natürlich zu gefährlich, nur beim bremsen wird die Bremse am City-Roller heiß, so daß mein Gummi am Schuh schmilzt. Ich habe den City-Roller von Eirik Suni geschenkt bekommen.

Heute ist es schon ganz windig, daraus schließe ich, daß auf der Smyril-Line guter Wellengang ist. Ich habe einen großen grauen Fetzen Schafswolle gefunden, und einen passenden weißen Schafschal. Wir sind froh, daß wir wieder nach Deutschland kommen, aber auch traurig, daß wir hier wegmüssen. Ich war heute am Naturhafen und habe leere Coca-Cola Flaschen mit Salzwasser gefüllt. Ich habe mich mit Eirik angefreundet und ihm bayrisch gelernt ( Ochkatzalschwoarf ).

10. September

Jetzt sind wir endlich auf der Fähre. Die Auffahrt ging sehr schnell. Pünktlich um 08.30 Uhr fuhren wir los. Dann ging ich mit meinem Vati im Pool baden. Dann schaute ich mit Heiko den Film Schuh des Mannitu, Papa las während des Filmes sein Buch. Dann wurde mir langweilig und ich spazierte durch das Schiff. Um 21.00 Uhr legten wir in Lerwick auf den Shettlandinseln an.

Heiko und mein Vater haben insgesamt mehr als 7300 Funkverbindungen geschafft. Als alle Antenne abgebaut waren, hingen sie noch einen kurzen Drahtdipol schräg vom Haus weg auf, denn mein Papi konnte das funken nicht lassen. Es ging noch sehr gut auf 40m und 30m-Band.

Hier sind wir schon auf der Fähre, im Hintergrund Torshaven, im rechten Bild sind die Färoer-Inseln schon ganz klein.....

11. September

Heute kamen wir pünktlich um 17.00 Uhr in Hanstholm an. Auf der Fähre haben wir noch einen Funkamateur getroffen, MM0XAU, er war einige Zeit auf Shettland und kam in Lerwick auf die Fähre. Jetzt haben wir wieder festen Boden unter den Füßen und fahren erst mal Richtung Ludwigsfelde, um Heiko nach hause zu bringen.

12. September

Wir sind um 02.00 Uhr gut in Ludwigsfelde angekommen, nun geht es entgültig nach hause.

ENDE

 

 

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